06.11.2019

3. DorfBaukultur-Werkstatt

Riesendonut mit rosa Zuckerguss schwebt über einem Dorf
© Bildmontage: LfULG

Dorfumbau und ländliche Baukultur im Umfeld von Ballungsgebieten waren das Thema der DorfBaukultur-Werkstatt am 06. November 2019 im Pfarrhaus Zschortau im LEADER-Gebiet Delitzscher Land.

Von Donut-Dörfern im Speckgürtel - Dorfumbau und ländliche Baukultur im Umfeld von Ballungsgebieten

Wenn Dörfer im Einzugsbereich prosperierender Städte durch große Baugebiete erweitert werden, können sogenannte »Donut-Dörfer« entstehen: außen Zuwachs, innen Leere. Während am Siedlungsrand auf der grünen Wiese - oft gesichtslose - Eigenheime, Einkaufszentren und Gewerbegebiete gebaut werden, drohen im Ortskern Funktionsverluste sowie Leerstand und Verfall der vorhandenen Bausubstanz.

Wie also umgehen mit Siedlungsdruck, der Tendenz zu »Schlaf-Dörfern« und dem drohenden Verlust dörflicher Identität? Wie können die Kommunen und Dorfgemeinschaften dem entgegenwirken, wie eine nachhaltige Balance von Wachstum und Bewahrung finden? Wie kann LEADER die angestrebte Innen- vor Außenentwicklung mitgestalten?

Diese Fragen wurden am 06.11.2019 von über 40 kommunalen und LEADER-Akteuren im Pfarrhaus Zschortau (Gemeinde Rackwitz, LEADER-Gebiet Delitzscher Land) diskutiert.

Die Umlandgemeinden der boomenden Großstadt Leipzig erleben aktuell eine enorme Nachfrage nach Baugrundstücken, aber auch Bestandsgebäuden. »Donut-Dörfer« sind hier also nicht das Problem, zumindest was leerfallende Ortskerne betrifft. Die Entwicklung ist aber sehr uneinheitlich (selbst innerhalb einzelner Gemeinden) und stark von der Erreichbarkeit und Infrastrukturausstattung des jeweiligen Ortes abhängig.

Der Zuzug insbesondere von jungen Familien führt in einigen Kommunen zu einer positiven Bevölkerungsentwicklung. Gleichzeitig entsteht damit ein sprunghafter Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur, z. B. für die Kinderbetreuung. Steuermehreinnahmen der Gemeinden können durch die mittel- bis langfristigen Kosten der sozialen und technischen Infrastruktur übertroffen werden. Um dies bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen und nicht der Entwicklung nachzulaufen, können Folgekostenschätzer, wie https://www.boden.sachsen.de/folgekosten-der-flacheninanspruchnahme-18892.html hilfreich sein. Eine langfristige Betrachtung ist auch vor dem Hintergrund nötig, dass trotz des Bevölkerungsanstieges die Altersstruktur in den Gemeinden nicht ausgeglichen ist und der massive Zuzug von Menschen derselben Alterskohorte zu wellenförmigen Bedarfsänderungen führt.

Ein starker Einwohnerzuwachs kann besonders in kleineren Dörfern zu sozialen Ungleichgewichten führen. Hier sind eine maßvolle Entwicklung und die frühzeitige Einbeziehung der Bewohner wichtig. Mit einem Dorfumbauplan können u. a. Fragen der soziokulturellen Entwicklung, der Infrastrukturanpassung und der Ortsgestaltung gelöst werden. LEADER kann für die Planung wie auch für das konkrete Einzelprojekt - von der Wohnumnutzung über das neue Dorfgemeinschaftshaus bis zur Freiflächengestaltung - Unterstützung geben.

Auch wenn Bevölkerungsgewinne für jede Gemeinde im Eigeninteresse sind, ist ein interkommunal und regional abgestimmtes Vorgehen unverzichtbar, um Problemen, wie z. B. der Zunahme bei Verkehrsaufkommen und Flächenverbrauch, zu begegnen und Synergien zu nutzen. Auch die angestrebte Innenentwicklung von Orten lässt sich am besten im Verbund erreichen, wie das vorgestellte Beispiel der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal in Franken belegt.

Diese DorfBaukultur-Werkstatt war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und der LAG Delitzscher Land. www.delitzscherland.de

Impressionen

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 23: Ländliche Entwicklung

Markus Thieme

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