Projekt des Monats Februar 2022
Freiwilliger Landtausch Heyda – Wildkatzenkorridor, Gemeinde Lossatal, Landkreis Leipzig
Im Jahr 2004 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das »Rettungsnetz Wildkatzen« ins Leben gerufen. Mit diesem Rettungsnetz sollen die vorhandenen Wälder deutschlandweit wieder verbunden werden. Bei dieser Vernetzung steht die Wildkatze als Leitart repräsentativ für Arten mit Lebensraumanforderungen, für einen naturnahen Wald und eine durch Hecken vernetzte Kulturlandschaft.
Mit der Erarbeitung einer Lebensraum- und Korridormodellierung hat sich der BUND Sachsen vor Ort dieses Anliegens angenommen. In den vergangenen Jahren wurden Wildkatzenkorridore als Verbindungen zwischen potentiellen Kernlebensräumen und Korridorverbindungen zwischen größeren Waldgebieten in Sachsen ermittelt. Danach wurde innerhalb des vom Freistaat Sachsen geförderten Projektes »Rettungsnetz Wildkatze – Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen« eine detaillierte Suchraum- und Machbarkeitsanalyse erarbeitet. Als Ergebnisse werden ausgewählte Gebiete mit guter Eignung als potentielles Wildkatzenzuwanderungsgebiet hervorgehoben. Insbesondere sollen langfristig die Waldgebiete Dübener Heide, Dahlener Heide und der Wermsdorfer Forst wieder miteinander verbunden werden. Nach vielen Jahren der Planung, Prüfung von Umsetzungsinitiativen und Gesprächen mit Akteuren und Akteurinnen vor Ort geht es nunmehr landkreisübergreifend an die Umsetzung einzelner Wildkatzenkorridore, um Lebensräume der waldgebundenen Arten zu vernetzen.
Entlang der Lossa – östlich von Heyda soll ein erster Abschnitt eines solchen Wildkatzenkorridors entstehen, der langfristig die Dahlener Heide und den Wermsdorfer Forst wieder miteinander verbindet. In Vorgesprächen hat der BUND Sachsen den Haupteigentümer und -bewirtschafter in diesem Bereich – die Familie von Carlowitz - für seine Idee begeistern können. Diese stimmte einer Übernahme der im Wildkatzenkorridor liegenden Naturschutzflächen zu. Sie war bereit, im Gegenzug landwirtschaftliche Tauschflächen zur Verfügung zu stellen sowie Einschränkungen und Ertragseinbußen in Kauf zu nehmen. Weitere Eigentümer folgten diesem Beispiel. So auch die Gesellschafter der Ackerbau GbR Falkenhain, die zwar auf Ihre Bewirtschaftungsflächen nicht verzichten können, aber einen Flächentausch unterstützten. Die Umsetzung des Tauschs erfolgte im Wege eines Freiwilligen Landtausches nach den §§ 103a ff. FlurbG
Mit dem Freiwilligen Landtausch steht ein schnell umsetzbares, kostengünstiges und einfaches Verfahren zum Tausch landwirtschaftlicher Flächen zur Verfügung. Ziel des Freiwilligen Landtausches ist es, auf einfache und zügige Weise landwirtschaftliche Nutzflächen zu tauschen, um Agrarstrukturverbesserungen schnell herbeizuführen oder auch um Naturschutz und Landschaftspflege zu fördern.
Im Freiwilligen Landtausch Heyda - Wildkatzenkorridor werden landwirtschaftliche Flächen so neu geordnet, dass entsprechend der individuellen Präferenzen der Bewirtschafter Flächen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung verbleiben oder für Maßnahmen des Naturschutzes zur Verfügung gestellt werden.
Am 27.05.2021 ging die vom BUND Sachsen sehr gut vermittelte und dokumentierte Einigung der Tauschpartner beim Landratsamt ein. Mit der Tauschvereinbarung vom 21.06.2021 bestätigten die Tauschpartner diese Einigung. Nach Bekanntgabe des Tauschbeschlusses wurden binnen der Anmeldefrist des § 14 FlurbG keine unbekannten Rechte angemeldet, so dass am 2. Dezember 2021 der Tauschplan erörtert und nach Rechtsbehelfsverzicht aller Teilnehmer bereits zum 1. Januar 2022 der neue Rechtszustand eintreten konnte. Mit Beginn des Jahres 2022 gingen den zuständigen Behörden die Unterlagen zur Berichtigung der öffentlichen Bücher zu.
Mit Ausnahme einzelner Flurstücksverschmelzungen erfolgte keine Vermessung. Mehr- und Minderzuteilungen wurden in Geld ausgeglichen. Damit das Verfahrensziel bestmöglich erreicht werden konnte, nahm neben der Carlowitz KG auch der Teilnehmer Ackerbau GbR Falkenhain Nachteile in Kauf. Die AG hat drei Flurstücke (alter Stand) in zehn Flurstücke (neuer Stand) getauscht, um das Verfahren zu realisieren.
Der BUND Sachsen geht unter fachlicher Anleitung des Planungsbüros Stowasserplan, Radebeul einen besonderen Weg. Der Gewässerverlauf der Lossa wird durch initiale Maßnahmen so gelenkt, dass sich der Flusslauf von selbst wieder hin zu einem natürlichen Verlauf entwickelt. Damit wird nicht zuletzt auch ein guter ökologischer Zustand der Lossa im Sinne der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gefördert. Gleichzeitig wird das FFH-Gebiet »Lossa und Nebengewässer« aufgewertet. In enger Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde und Unteren Naturschutzbehörde lassen sich diese Maßnahmen so gestalten, dass sie auf einfache Weise und zügig im Rahmen einer Gewässerunterhaltung in Eigenleistung umgesetzt werden können. Bereits im Jahr 2022 sollen die ersten Abschnitte der Lossa aufgewertet werden. Ein großes, öffentliches Pflanzfest ist für den 13. November 2022 geplant. Die Umsetzung erfolgt innerhalb des Projektes „Rettungsnetz Wildkatze – Gemeinsam Grüne Wege gehen“ in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern des Familienbetriebs Carlowitz KG sowie der Gemeinde Lossatal. Das Projekt wird durch die ELER-Förderung im Freistaat Sachsen unterstützt.
Dieser freiwillige Landtausch ist ein Baustein weiterer Wildkatzenkorridormaßnahmen des BUND Sachsen nicht nur im Landkreis Leipzig.
Eine gründliche landschaftspflegerische Fachplanung braucht Zeit – mehr Zeit als diese oftmals im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens für diese Zwecke zur Verfügung steht. Eine solide Planung bildet die Grundlage für eine klare und nachvollziehbare Kommunikation mit allen für die Umsetzung einer Maßnahme erforderlichen Partnern. Bei solchen guten Lösungsansätzen treten Landwirtschaft und Naturschutz nicht zwingend als Gegensätze auf, sondern es lassen sich im Einzelfall – wenn schon nicht win-win-Situationen – so doch einvernehmliche Lösungen für alle Betroffenen gestalten.
In der Gemeinde Lossatal standen Kommune und Landwirte dem eingeschlagenen Weg sehr offen gegenüber. Derzeit stellt sich die Unterstützung der Landwirte für diese zwar als Ansehensgewinn, aber dennoch oftmals als wirtschaftlicher Verlust dar. Damit solche Maßnahmen möglichst viele Nachahmer finden, wäre es wünschenswert, wenn die Politik stärker als bisher solche landschaftsgestaltenden Maßnahmen als Form der Landbewirtschaftung auch finanziell unterstützen würde.
Landratsamt Landkreis Leipzig
Vermessungsamt, Sachgebiet Ländliche Neuordnung
04550 Borna
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BUND Sachsen
Projekt Rettungsnetz Wildkatze
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04277 Leipzig
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