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Projekt des Monats

Unscheinbar stark – Rückhaltebecken schützt Bertsdorf-Hörnitz: Flurbereinigungsverfahren Bertsdorf-Hörnitz; Landkreis Görlitz

Das Bild zeigt eine Regenwasser-Überlaufstruktur in einem begrünten Hang. Ein betonierter Kanal leitet überschüssiges Wasser zu zwei mit Gittern abgedeckten Abflüssen, die von Steinen umgeben sind und der Erosionskontrolle dienen
Ablauf und Tosbecken  © TG Bertsdorf-Hörnitz

Starkregen und lokale Überflutungen führen immer häufiger zu Schäden an Infrastruktur, landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen. Auch im Landkreis Görlitz nimmt durch den Klimawandel die Gefahr solcher Extremereignisse zu. Im Rahmen der Ländlichen Neuordnung werden daher zunehmend Maßnahmen des dezentralen Hochwasserschutzes umgesetzt, so auch in der Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz.

In den letzten Jahren kam es dort mehrfach zu Starkregenereignissen. Ohne große Vorwarnzeit führt das von den landwirtschaftlich genutzten Flächen am Ortsrand abfließende Wasser zu einem blitzartigen Anschwellen des »Bertsdorfer Wassers«.

zwei Bild des überfluteten Sportsplatzes
07. August 2010: Sportplatz Bertsdorf  © Bertsdorfer Heimatverein e. V.

Eine daraufhin vom Landkreis Görlitz beauftragte Studie zeigte deutlichen Handlungsbedarf für einen dezentralen Hochwasserschutz auf. Auf dieser Grundlage beschloss die Teilnehmergemeinschaft Bertsdorf-Hörnitz vier Hochwasserschutzmaßnahmen. Das Hochwasserrückhaltebecken Sportplatz Bertsdorf wurde als erstes umgesetzt.

Das Bild zeigt einen schmalen, asphaltierten Weg, der durch eine ländliche Gegend führt. Links stehen Wohnhäuser hinter einer Hecke, rechts erstrecken sich Felder und Wiesen.
12.07.2023 Blick nach Osten  © TG Bertsdorf-Hörnitz

Die Maßnahme befindet sich in Bertsdorf-Hörnitz am südlichen Ortsrandweg »Gebirgsblick«. Es entstand ein begrünter Erddamm mit einer Ost-West-Ausdehnung von rund 115 m und einer Höhe von bis zu 2,20 m. Dahinter entstand feldseitig ein Regenrückhaltebecken. Der Rückhalteraum wurde als begrüntes Trockenbecken mit einem Rückhaltevolumen von 770 m³ errichtet. Eine extensive landwirtschaftliche Nutzung der in Anspruch genommenen Flächen ist somit weiterhin möglich. Zusätzlich wurde eine Mulde an der Feldkante so profiliert, dass feldseitig abfließendes Wasser in das Becken geleitet wird

auf beiden Bildern ist rechts eine Straße zu sehen. jeweils auf der linken Seite sieht man das Trockenbecken.
Bild links: Richtung Westen Hochwasserrückhaltedamm mit Schranke; Bild rechts: Durchlassbauwerk und Trockenbecken  © TG Bertsdorf-Hörnitz

In den Erddamm wurde ein nach oben offenes Durchlassbauwerk errichtet. Eine Drosselöffnung sorgt für einen kontrollierten Abfluss des angestauten Wassers. Zusätzlich wurde eine Notentlassung vorgesehen, die im Bedarfsfall durch ein Handrad geöffnet werden kann.

Nachdem das Wasser durch das Durchlassbauwerk geleitet wurde, fließt es über ein Tosbecken, einen Fallschacht und einen erneuerten Kanal in einen bestehenden Regenwasserkanal und von dort aus weiter in das »Bertsdorfer Wasser«.

Bild links: Das Bild zeigt eine Regenwasser-Überlaufstruktur in einem begrünten Hang. Ein betonierter Kanal leitet überschüssiges Wasser zu zwei mit Gittern abgedeckten Abflüssen, die von Steinen umgeben sind und der Erosionskontrolle dienen.. Bild rechts
Bild links: Ablauf und Tosbecken; Bild rechts: Bedienbrücke und Sedimentfang  © TG Bertsdorf-Hörnitz

Um anfallenden Sedimenteintrag durch Schwemmgut zu verhindern, wurden vor dem Durchlassbauwerk Palisaden und dreidimensionale Rechen eingebaut und das anschließende Tosbecken durch ein Sedimentgitter geschützt. Eine auf der Dammkrone errichtete Bedienstraße sichert eine gute Erreichbarkeit für nötige Instandhaltungsmaßnahmen.

Die Baumaßnahme wurde durch die OSTEG mbH Zittau im Zeitraum von August 2023 bis Juni 2024 ausgeführt. Die Ausführungskosten betrugen rund 367.000 EUR. Die Maßnahme wurde als Teil der Ländlichen Neuordnung Bertsdorf-Hörnitz im Rahmen des bestehenden Flurbereinigungsverfahrens umgesetzt und wurde mit einem Fördersatz von 87 % aus Bundes- und Landesmitteln bezuschusst. Den verbleibenden Eigenanteil übernahm die Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz.

Das Rückhaltebecken trägt zu einer kontrollierten Drosselung des wild abfließenden Wassers aus der Feldlage bei und schützt die Ortslage zukünftig vor Überschwemmungen. Gleichzeitig fügt sich der begrünte Erddamm unauffällig in die Landschaft ein – ein Beispiel dafür, wie technischer Hochwasserschutz und ländliche Neuordnung sinnvoll ineinandergreifen können, ohne dass funktionelle Kompromisse eingegangen werden müssen.

Durch die Einbindung in das Flurbereinigungsverfahren konnten Planung, Flächensicherung und Umsetzung reibungslos aufeinander abgestimmt werden. Die enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Teilnehmergemeinschaft und beteiligten Fachbehörden zeigt, dass auch kleine, unscheinbare Maßnahmen einen großen Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz leisten können – nachhaltig, effizient und landschaftsverträglich.

Teilnehmergemeinschaft der Ländlichen Neuordnung Bertsdorf-Hörnitz
beim Landratsamt Görlitz
Amt für Vermessungswesen und Flurneuordnung
Georgewitzer Str. 42
02708 Löbau

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