Projekt des Monats
Unscheinbar stark – Rückhaltebecken schützt Bertsdorf-Hörnitz: Flurbereinigungsverfahren Bertsdorf-Hörnitz; Landkreis Görlitz
Starkregen und lokale Überflutungen führen immer häufiger zu Schäden an Infrastruktur, landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen. Auch im Landkreis Görlitz nimmt durch den Klimawandel die Gefahr solcher Extremereignisse zu. Im Rahmen der Ländlichen Neuordnung werden daher zunehmend Maßnahmen des dezentralen Hochwasserschutzes umgesetzt, so auch in der Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz.
In den letzten Jahren kam es dort mehrfach zu Starkregenereignissen. Ohne große Vorwarnzeit führt das von den landwirtschaftlich genutzten Flächen am Ortsrand abfließende Wasser zu einem blitzartigen Anschwellen des »Bertsdorfer Wassers«.
Eine daraufhin vom Landkreis Görlitz beauftragte Studie zeigte deutlichen Handlungsbedarf für einen dezentralen Hochwasserschutz auf. Auf dieser Grundlage beschloss die Teilnehmergemeinschaft Bertsdorf-Hörnitz vier Hochwasserschutzmaßnahmen. Das Hochwasserrückhaltebecken Sportplatz Bertsdorf wurde als erstes umgesetzt.
Die Maßnahme befindet sich in Bertsdorf-Hörnitz am südlichen Ortsrandweg »Gebirgsblick«. Es entstand ein begrünter Erddamm mit einer Ost-West-Ausdehnung von rund 115 m und einer Höhe von bis zu 2,20 m. Dahinter entstand feldseitig ein Regenrückhaltebecken. Der Rückhalteraum wurde als begrüntes Trockenbecken mit einem Rückhaltevolumen von 770 m³ errichtet. Eine extensive landwirtschaftliche Nutzung der in Anspruch genommenen Flächen ist somit weiterhin möglich. Zusätzlich wurde eine Mulde an der Feldkante so profiliert, dass feldseitig abfließendes Wasser in das Becken geleitet wird
In den Erddamm wurde ein nach oben offenes Durchlassbauwerk errichtet. Eine Drosselöffnung sorgt für einen kontrollierten Abfluss des angestauten Wassers. Zusätzlich wurde eine Notentlassung vorgesehen, die im Bedarfsfall durch ein Handrad geöffnet werden kann.
Nachdem das Wasser durch das Durchlassbauwerk geleitet wurde, fließt es über ein Tosbecken, einen Fallschacht und einen erneuerten Kanal in einen bestehenden Regenwasserkanal und von dort aus weiter in das »Bertsdorfer Wasser«.
Um anfallenden Sedimenteintrag durch Schwemmgut zu verhindern, wurden vor dem Durchlassbauwerk Palisaden und dreidimensionale Rechen eingebaut und das anschließende Tosbecken durch ein Sedimentgitter geschützt. Eine auf der Dammkrone errichtete Bedienstraße sichert eine gute Erreichbarkeit für nötige Instandhaltungsmaßnahmen.
Die Baumaßnahme wurde durch die OSTEG mbH Zittau im Zeitraum von August 2023 bis Juni 2024 ausgeführt. Die Ausführungskosten betrugen rund 367.000 EUR. Die Maßnahme wurde als Teil der Ländlichen Neuordnung Bertsdorf-Hörnitz im Rahmen des bestehenden Flurbereinigungsverfahrens umgesetzt und wurde mit einem Fördersatz von 87 % aus Bundes- und Landesmitteln bezuschusst. Den verbleibenden Eigenanteil übernahm die Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz.
Das Rückhaltebecken trägt zu einer kontrollierten Drosselung des wild abfließenden Wassers aus der Feldlage bei und schützt die Ortslage zukünftig vor Überschwemmungen. Gleichzeitig fügt sich der begrünte Erddamm unauffällig in die Landschaft ein – ein Beispiel dafür, wie technischer Hochwasserschutz und ländliche Neuordnung sinnvoll ineinandergreifen können, ohne dass funktionelle Kompromisse eingegangen werden müssen.
Durch die Einbindung in das Flurbereinigungsverfahren konnten Planung, Flächensicherung und Umsetzung reibungslos aufeinander abgestimmt werden. Die enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Teilnehmergemeinschaft und beteiligten Fachbehörden zeigt, dass auch kleine, unscheinbare Maßnahmen einen großen Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz leisten können – nachhaltig, effizient und landschaftsverträglich.
Teilnehmergemeinschaft der Ländlichen Neuordnung Bertsdorf-Hörnitz
beim Landratsamt Görlitz
Amt für Vermessungswesen und Flurneuordnung
Georgewitzer Str. 42
02708 Löbau