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Kreativ arbeiten und New Work geben Impulse für ein gutes Leben auf dem Land!

Digitalisierung und neue gesellschaftliche Werte verändern die Organisation unserer Arbeit umfassend. Zeitliche und örtliche Flexibilisierung und flache Hierarchien treffen auf den Anspruch des selbstbestimmten, sinnvollen Arbeitens. Neue Arbeitsorte entstehen: Coworking Spaces, FabLabs und Maker Spaces.

Das Projekt »Kreativ arbeiten in ländlichen Räumen« untersucht, wie diese Arbeitsformen im ländlichen Sachsen angekommen sind. Spannend ist, wie die Umsetzung des New Work-Konzepts auf ländliche Verhältnisse innovative Lösungen auch für andere Problemlagen ermöglicht. Diese Lösungen können zur Wertschöpfung und hoher Lebensqualität beitragen: für Dagebliebene, Rückkehrende und Zuziehende.

LEADER unterstützt dies bei Studien, Projektmanagement, Marketing und Ausstattung. Das Projekt ist eingebunden in die simul+ Zukunftsinitiative des Sächsischen Ministeriums für Regionalentwicklung.

Mit vollem Steampunk voraus! Weltraumbahnhof Rautenkranz

Werkzeugbau Schulze in Medingen

Coworking Spaces

Coworking Spaces sind ein wichtiger Bestandteil des New Work und schießen auf dem Lande gerade wie Pilze aus dem Boden. Durch Coworking Spaces werden moderne Arbeitsplätze außerhalb der Metropolen geschaffen, Fahrten ins Büro verringert und die Menschen vor Ort vernetzt. Als »dritte Orte« ermöglichen sie auch das Andocken wichtiger Funktionen wie beispielsweise Post- und Bankdienstleistungen, Dorfläden, Mittagstisch und Café.

Das CoWorkLand als Pionier der Bewegung bietet umfangreich Beratung, Analyse und Pop-up-Coworking Spaces an. Mit Partnern hat es einen  Praxis-Leitfaden für Kommunen und Akteure auf dem Land entwickelt. Dieser Leitfaden beantwortet die wichtigsten Fragen zur Einrichtung eines Coworking Spaces, dem Aufbau der Community und zu Betreibermodellen.

 

Coworking Spaces im Film der simul+ Zukunftsinitiative

Blick durch eine Vitrine mit einem Gebäudemodell auf Veranstaltungsteilnehmer. Das Gebäude ist ein länglicher Speicher mit vier Stockwerken. Das gauben besetzte Spitdach sowie die Längstwände sind vom Gebäude abgetrennt. Man hat freie Sicht ins Innere.
Modell für Kornhaus Thallwitz. Entwurf: Zeno Böck  © Elke Schröter, LfULG

In Sachsen hat sich besonders das LEADER-Gebiet Leipziger Muldenland dem Coworking verschrieben. Gemeinsam mit Architekturstudenten der TU Dresden wurden 2019 Entwürfe für Coworking Spaces erarbeitet. Diese wurden im Rahmen der simul+ Werkstatt »Coworking in ländlichen Räumen« präsentiert, bei der wichtige Akteure der Coworking Bewegung zu Wort kamen.

So geht New Work

Unter New Work werden derzeit unterschiedlichste Ansätze verstanden, wir nutzen das Konzept von Fritjof Bergmann, der angesichts wegfallender Industriejobs nach der Öl- und Wirtschaftskrise der 1970er Jahre das Ende des bisherigen Arbeitsmodells postulierte. Monotone Arbeitsplätze in Großindustrien fallen durch die zunehmende Automatisierung weg.
Sie sollten einer Erwerbsarbeit weichen, die mit reduzierter Stundenzahl dem reinen Broterwerb dient, ergänzt um eine sinnvolle Selbstversorgung und klugem Konsum sowie - als Kern des Konzepts - einer »Arbeit, die man wirklich, wirklich will«, also Arbeit als Selbstverwirklichung.

Zentrale Werte sind Selbständigkeit und (Handlungs-)Freiheit sowie die Teilhabe an einer Gemeinschaft, die - wenn sie gelebt wird - zu anderen Modellen des Arbeitens und Lebens führt.

New Work ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • sinnerfülltes Arbeiten und lebenslanges Lernen
  • flache Hierarchien oder gar Selbstführung in Unternehmen (Agilität)
  • Digitalisierung und Globalisierung, die zur digitalen Vernetzung führen
  • eine Auflösung der Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben
  • die Flexibilität bei Arbeitsort und -zeit, auch der Arbeitsinhalte
  • die Flexibilität hinsichtlich der Büroorganisation - durch Coworking und dem Auflösen fester, vorgegebener Bürobesetzungen

Hier zeigen weitere Beispiele, welche hohe Qualität mit New Work möglich ist, welche unterschiedliche Facetten New Work im ländlichen Sachsen besitzt und wie man sein Hobby zum Beruf machen kann. 

Martin Fenzl ist nicht nur die höchste Produktqualität wichtig, auch deren Entwicklung und ihre Produktion folgt hohen Ansprüchen. Vor einiger Zeit stellte das Unternehmen Testa Motari in Johanngeorgenstadt seine Arbeitsabläufe komplett auf New Work-Grundsätze um. Hierarchien wurden abgeschafft. Teams verantworten ihre Projekte inklusive Finanzen allein. In der modernen Firmenvilla wird gemeinsam gekocht und gegessen (und auch Yoga gemacht). Dafür wurde Testa Motari 2020 zum Arbeitgeber des Jahres gekürt.

Die fünfzehn Filme der #Kultur Digital Reihe zeigen eindrucksvoll, wie viele Kreative in der Oberlausitz auf dem Weg sind, alte Gebäude aus ihrem Dornröschenschlaf zu neuen, hoffnungsvollen Projekten zu erwecken.

Lutz Geißler hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Angefangen im eignen Heim mit seinem ploetzblog.de, gefolgt von Backbüchern und Kursen. Sein Unternehmen ist inzwischen so gewachsen, dass er den Schritt in eigene Räume wagte und dafür das alte Rathaus in Cranzahl (und eine Förderung über LEADER) nutzt.

New Work bietet bei geschicktem Einsatz gerade für ländliche Räume Chancen, Antworten auch auf andere, lang bestehende Problemlagen zu finden und die Attraktivität des Lebens auf dem Land zu erhöhen. 

Was bringt New Work den Unternehmen?
New Work Unternehmen beziehen ihre Mitarbeiter stärker in Entscheidungen und Abläufe ein und unterstützen sie bei der Entfaltung ihrer Potentiale. Sie streben eine gute Work-Life-Balance an und gewähren großzügige Freiräume und Vertrauen, die im Gegenzug zu einer hohen Arbeitnehmerbindung und zu Vorteilen in der Konkurrenz um Personal führen.

New Work – was haben die Mitarbeiter davon?
Mitarbeiter von New Work Firmen in ländlichen Räumen haben es besser! Nicht nur arbeiten sie selbstbestimmter und sinnvoller, durch den Wegfall weiter Pendelwege in die Ballungszentren wird auch wertvolle Lebenszeit für andere Bereiche frei. Familie, Beruf, Bildung und Freizeit können besser vereinbart und die sozialen Netze gestärkt werden. 

New Work – was haben die Kommunen davon?
New Work ist nicht mehr allein Zentren vorbehalten; durch ihre flexible Gestaltung ist sie auch auf dem Land möglich und erhöht dadurch dessen Attraktivität für viele Personenkreise. Durch die Schaffung sogenannter dritter Orte wie Coworking Spaces und neuer Infrastruktur können weitere Funktionen der Daseinsvorsorge für Kommunen angelagert oder übernommen werden, beispielsweise Dorfläden, Kinderbetreuung, Bankgeschäfte oder Post-/Paketstation. Dadurch kommt es zu einer Wiederbelebung der sozialen Ortsmitte in Dörfern. Um die so entstehenden, neuen »Dorfplätze« können sich weitere soziale Ideen, Projekte und Vereine ansiedeln. Eine solche Belebung ist mit einer Steigerung der lokalen/regionalen Nachfrage verbunden, wie beispielsweise nach der Mittags- oder Nahversorgung. Dies und eine Verringerung des Auspendelns zur Arbeit unterstützt die Entwicklung von Dörfern und kleinen Städten hin zu wieder vollständigen Arbeits- und Lebensmittelpunkten. In diese kehren Menschen kehren gern zurück oder ziehen zu, der Abwanderung wird so entgegengewirkt.

Kreativ arbeiten auf dem Land

Die drei Interviews vom März 2021 spannen den Bogen von der Suche nach New Work in der Oberlausitz über KREATIV ARBEITEN (und dabei die Menschen vor Ort vernetzen) bis zur Wiederbelebung großer Industriebrachen. Dies zeigt, dass New Work im ländlichen Sachsen angekommen ist, auch wenn sie entdeckt werden möchte.

New Work Oberlausitz, Working Evolutions

Age of Artists und Landgestalten e. V.

Leipziger Institut für Kommunikation (LEIIK)

Die Kultur- und Kreativwirtschaft sollte als Vorreiterin der New Work-Bewegung stärker in die ländliche Entwicklung Sachsens einbezogen werden. Diese Zukunftsbranche steht für moderne Arbeitsplätze, ein besseres Kultur- und Bildungsangebot und soziale Innovation. Dörfer und kleinere Städte mit preisgünstigen Immobilien bieten im Gegenzug den Akteuren ganz eigene Entfaltungsmöglichkeiten in hoher Lebensqualität.

Das Kreative Sachsen als Vertreterin der Kultur- und Kreativwirtschaft ist Trägerin des KreativLandTransfer Projekt. Dieses bringt erfolgreiche Akteure als Paten mit Projekten und Einrichtungen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Gründung zusammen und wird dabei vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung im Rahmen der simul+ Zukunftsinitiative unterstützt.

Das Projekt »Kreativ arbeiten in ländlichen Räumen«

Das Projekt »Kreativ arbeiten in ländlichen Räumen« untersucht, wie neue Formen der Arbeitsorganisation und Werte des New Work im ländlichen Sachsen angekommen sind. Anhand innovativer Beispiele, der Auswertung bundesweiter Studien und Datenbanken sowie Experteninterviews wird der Stand der Dinge dargestellt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Analyse ländlicher Coworking Spaces. Die umfasste die Begleitung eines Kooperationsprojektes und die Ausrichtung der simul+ Werkstatt »Coworking in ländlichen Räumen« im November 2019 in Thallwitz.

Logo des Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung und Logo des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes
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