Stadt-Land-Bevölkerungsbewegungen in Sachsen

Projektlaufzeit: 03/2009 – 09/2010

Studie zur Bewertung von Stadt-Land-Bevölkerungsbewegungen in Sachsen - Analyse von Motiven, Standortfaktoren und Wirkungen der Wohnortwahl sowie Ableitung von Erkenntnissen für die Siedlungsentwicklung in Sachsen.

Projektziele

Ziel des Projekts war es, einen aktuellen Überblick über das Wande­rungs­geschehen im ländlichen Raum Sachsens zu erlangen. Dabei galt es insbesondere zu prüfen, welche Unterschiede und Gemein­samkeiten städtische und dörfliche Siedlungen bezüglich ihres Wande­rungs­gesche­hens zeigen. Bisher konnten dazu keine Aussagen getroffen werden, da die Daten der amtlichen Wande­rungs­statistik keine Unterscheidung zwischen den ländlichen Siedlungstypen zulassen. Auch lagen bisher keine Erkenntnisse zu Motiven und Anlässen der Wohn­standort­entscheidung zwischen ländlichen Städten und Dörfern vor.

Projektergebnisse

  • Obwohl der Ländliche Raum Sachsens insgesamt seit Jahren Abwan­derungs­verluste verzeichnet, offenbart die Unter­suchung starke klein­räumige Unterschiede im Wande­rungs­geschehen. Städtische oder dörfliche Siedlungen mit Wande­rungs­verlusten liegen häufig in enger Nachbar­schaft zu solchen mit Wande­rungs­gewinnen. Die These, städtische Siedlungen seien dabei stärker von Wande­rungs­verlusten betroffen als dörfliche Siedlungen bestätigte sich nicht.
  • Typischerweise verzeichnen die dörflichen Ortsteile der Unter­suchungs­gemeinden Wande­rungs­verluste bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15 - 24 Jahre). Typisch ist zudem ein Wande­rungs­verlust an Senioren (60 Jahre und älter). Häufig ist dieser zahlen­mäßig sogar größer als der Verlust an Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diesen Verlusten stehen in vielen Dörfern Wande­rungs­gewinne an jungen Familien (25 bis 34 Jährige sowie Kinder) entgegen.
  • Typischerweise verzeichnen auch die Kernstädte der Unter­suchungs­gemeinden Wande­rungs­verluste bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Typisch für die Kernstädte ist zudem aber ein deutlicher Wande­rungs­gewinn an Senioren. Das Wande­rungs­geschehen trägt damit zu einer Konzen­tration alter Menschen bei und forciert Alte­rungs­prozesse in den Kernstädten der Unter­suchungs­gemeinden. 
  • Menschen, die sich in den Dörfern niederlassen sind im Durchschnitt jünger als 30 Jahre. Häufig handelt es sich um junge Familien. Typisch ist ein höherer Anteil an Erwerbstätigen und ein höheres Durch­schnitts­einkommen als in den Kernstädten. In den meisten Fällen wird mit der Zuwan­derung Wohn­eigentum erworben. Dabei werden Neu- und Altbauten in nahezu ausge­gliche­nem Verhältnis bezogen, allerdings zeichnet sich hier eine steigende Tendenz zur Nutzung von beste­henden Häusern ab. In den Dörfern beziehen zwischen 10 Prozent und 20 Prozent der Zuwan­derer ein altes Bauernhaus.
  • Dörfliche Ortsteile üben auf ältere Zuwanderer eine geringe Anzie­hungs­kraft aus. Nur jeder zehnte Zuwanderer ist hier 50 Jahre oder älter. Alters­ruhe­sitz­wan­de­rungen in dörfliche Siedlungen finden kaum statt. Verantwortlich dafür scheinen strukturelle Bedingungen zu sein: Zwar suchen auch ältere Menschen häufig die Nähe zu Freunden und Verwandten, doch daneben entscheiden gute Einkaufs­möglich­keiten, die Nähe zu Ärzten und Pflege­diensten sowie ein attraktives Wohnungs­angebot über den Wohnort. Solche Ansprüche lassen sich in vielen Dörfern kaum erfüllen.
  • Die Kernstädte der Untersu­chungs­gemeinden verzeichnen starke Zuwan­derungen von Senioren. Ein Großteil dieser Zuwan­derungen findet jedoch erst im sehr hohen Alter statt (>75 Jahre). Es wandern deutlich mehr alte Frauen als alte Männer in die Kernstädte. Aus diesen Befunden lässt sich vermuten, dass häufig »unter­stützungs­orientierte« Umzugsmotive vorliegen. Solche Umzüge sind häufig mit einem Umzug in die Kernstadt verbunden. Ursache dessen ist eine starke Konzentration von Altenheimen, Alten­pflege­heimen und Einrichtungen des betreuten Wohnens in den Kernstädten der Unter­suchungs­gemeinden.
  • Zuwanderer in den Unter­suchungs­gemeinden charakterisiert zumeist eine räumliche oder »biografische Nähe« zum neuen Wohnort. Über 90 Prozent aller Personen, die sich in den Unter­suchungs­gemeinden niederlassen, kommen aus Sachsen. Mehr als 50 Prozent ziehen aus einer Nachbar­gemeinde oder dem eigenen Landkreis zu. Zwischen 16 Prozent und 22 Prozent aller Zuwanderer sind Rückkehrer.

Ansprechpartner im LfULG

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)

Referat 23: Ländliche Entwicklung

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E-Mail: Laendliche.Entwicklung.LfULG@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Veranstaltungen / Veröffentlichungen

Fachartikel »Aktuelle Wanderungsmuster und Wanderungsmotive im Ländlichen Raum Sachsens« in BBSR-Online-Publikation 03/2011, S. 66-74

Vortrag bei Dezembertagung des Arbeitskreises »Städte und Regionen« in Berlin, 09.12.2010

Fachveranstaltung »STADT LAND im Fluss - kooperieren und profitieren« im Rahmen der Euregia 2010, Leipzig, 27.10.2010

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