Demografiegerechte Entwicklung von Kommunen in ländlichen Räumen

Projektlaufzeit: 10/2008 – 12/2010

Demografiegerechte Entwicklung von Kommunen in ländlichen Räumen - Anpassung von Infrastrukturen und Dienstleistungen für Senioren und Familien

Projektziele

Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) ist der Weg, den 35 sächsische Regionen eingeschlagen haben, um sich den Herausforderungen des demografischen Wandels zu stellen. Das Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben war darauf ausgerichtet, diesen Entwicklungsprozess zu begleiten. Konkrete Ziele waren u. a.

  • die LEADER- und ILE-Konzepte hinsichtlich demografischer Aspekte zu analysieren,
  • Potenziale für Wertschöpfung aufzuzeigen, die sich aus demografischen Veränderungen in den Dörfern ergeben (u. a. zur Diversifizierung der Landwirtschaft),
  • die Mitwirkungsbereitschaft der Menschen auf lokaler Ebene anhand konkreter Beispiele zur Nachahmung darzustellen,
  • die Verknüpfung von Ehrenamt / Nachbarschaftshilfe mit unternehmerischen Initiativen zur Verbesserung der Situation im Dorf (Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs, Dienstleistungen, alternativen ÖPNV-Angeboten) zu bewerten,
  • dorfgerechte Lösungen für die Ausstattung des öffentlichen Raumes sowie dorfgerechte Möglichkeiten von Generationen übergreifendem Miteinander aufzuzeigen,
  • um damit letztendlich zur Lebensqualität und Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung in ländlichen Räumen Sachsens beizutragen.

Projektergebnisse

  • Es liegt eine Übersicht zu demografierelevanten Vorhaben in den Integrierten ländlichen Entwicklungs­konzepten (ILEK) vor. Die größten Handlungsbedarfe werden bei Generationen übergreifenden Maßnahmen und im Bildungs­bereich gesehen. Jede LEADER- oder ILE-Region hat eigene Strategien im Umgang mit den Herausforderungen des demografischen Wandels entwickelt. 900 Projektideen haben einen unmittelbaren demografischen Bezug. »Demografie in der ILE: Aspekte des demografischen Wandels in den Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepten Sachsens«
  • Der Anteil älterer, alleinstehender Personen in den Dörfern wächst. Diese Menschen möchten auch hochbetagt im eigenen Dorf wohnen bleiben. Daraus resultiert in ländlichen Regionen ein steigender Bedarf an altersgerechtem Wohnraum sowie an Versorgungs- und Dienst­leistungs­angeboten, die gut erreichbar sind oder ins Haus kommen. Am Beispiel der Dörfer Schwarzkollm und Nassau wird veranschaulicht, welche sinnvollen Anpassungen und welcher Handlungs­bedarf an eine bewohnergerechte Dorfgestaltung bestehen. Positive Beispiele, wie rollstuhl­gängige Zugänge, barrierefreie Gestaltung des Dorfzentrums oder der Fußwege werden anschaulich dargestellt. Für defizitäre Bereiche in der baulichen Gestaltung des öffentlichen Raumes werden konkrete Neugestal­tungs­vorschläge (z. B. Ausstattung von Bushaltestellen, Umnutzung von Teilbereichen des Straßenraumes als »shared space«, Sitzgelegenheiten an Haltepunkten mobiler Lebens­mittel­händler) unterbreitet. Die zukunftsfähige Gestaltung des öffentlichen Raumes in den Dörfern erfordert ein Umdenken zu Gunsten barrierefreier Lösungen.
  • Der demo­gra­fische Wandel bietet perspek­tivisch auch landwirt­schaftlichen Unternehmen neue Erwerbs­möglichkeiten. Diversi­fizierungs­potenziale ergeben sich beispielsweise in den Bereichen Hauswirtschaftliche Dienstl­eistungen, Nahver­sorgung, Kommunale Dienst­leistungen, Vermietung und Verpachtung, Tourismus sowie Kultur und Bildung. In der Bekannt­machung neuer Erwerbs­möglich­keiten für land­wirt­schaf­tliche Unter­nehmen sowie in entsprechender Beratung liegen Reserven.
  • Alternative Bedien­formen ergänzen herkömmliche ÖPNV-Angebote und tragen somit dazu bei, die Mobilität der ländlichen Bevöl­kerung zumindest teilweise zu gewähr­leisten. Bedien­formen, wie der »Bürgerbus«, sind in beson­derem Maße auf bürger­schaftliches Engagement angewiesen und bedürfen der allgemeinen Anerkennung. Die vorgelegte Studie zeigt den aktuellen Stand der Anwendung alternativer Bedienformen in Sachsen. Ansprech­partner werden jeweils genannt, so dass ein Erfahrungs­austausch möglich ist.
  • Die Versorgung der ländlichen Bevöl­kerung mit Waren des täglichen Bedarfs, Post- und Bankdienst­leistungen sowie medi­zinischen und anderen Leistungen gestaltet sich in den Dörfern unter­schiedlich. Im LEADER-Gebiet »Elbe-Röder-Dreieck« gibt es verschiedene interessante Versor­gungs­lösungen, z. B. liefern Betreiber von Dorfläden bestellte Waren frei Haus, mobile Händler koordinieren ihre Standzeiten im Dorf, Dorf­bewohner bilden Fahr­gemein­schaften zum gemeinsamen Wochen­einkauf oder es entwickeln sich Partner­schaften zur regelmäßigen Versorgung immobiler Dorbewohner. Die Vielfalt der Lösungen, um zur Erreich­barkeit von wichtigen Einrichtungen beizutragen ist groß: Hausarzt und Wohl­fahrts­verband organisieren Arztbesuche von Dorfbe­wohnern, Senioren­beauf­tragte der Gemeinde­verwal­tungen kümmern sich um spezielle Belange älterer Dorfbe­wohner etc.
  • In gegenwärtig oder perspektivisch unterversorgten ländlichen Regionen ist eine nachhaltige Grund­versor­gung nur über eine lokale / regionale Nahver­sor­gungs­strategie realisierbar. Diese kann mit finanzieller Unterstützung der Richtlinie zur Integrierten Ländlichen Entwicklung (RL ILE/2007) des Sächsischen Staats­mini­steriums für Umwelt und Landwirtschaft entwickelt werden. Die Regional­manager der ILE- und LEADER-Regionen sowie Vertreter aus den Kommunen können den dazu notwendigen Dialog­prozess mit vielen Akteuren (Bürger, stationäre und mobile Händler, Ärzte, ÖPNV-Träger, etc.) initiieren und begleiten.
  • Die Nutzung und Stärkung menschlicher Potenziale und Talente ist ein Schlüssel­faktor in der Entwicklung ländlicher Räume. Zwölf besonders beeindruckende Beispiele zeigen, was durch bürgerschaftliches Engagement erreicht werden kann. Auffallend sind dabei die Schlüssel­rolle von Einzel­persön­lich­keiten, die Mitwir­kungs­bereit­schaft großer Teile der Bewohner sowie die Indivi­dualität der Wege unter Nutzung verschie­dener Förder­programme (z. B. FRL »Demografie«, RL ILE/2007). Die aufgeführten Ansprechpartner geben Interessierten gern weitere Auskünfte zu ihren Projekten.
  • Projekte der Integrierten Entwicklung sind nur dann erfolgreich, wenn demografische Aspekte bereits in der Planungs­phase berücksichtigt werden. Im Förder­verfahren der RL ILE/2007 ist deshalb die demo­gra­fische Relevanz jedes Einzel­projektes zu prüfen und zu begründen. Damit soll erreicht werden, dass Vorhaben auch bei sich ändernden Bevöl­kerungs­zahlen und einer sich wandelnden Bevöl­kerungs­struktur nachhaltig sind. Dazu wurde ein Leitfaden »Demo­gra­fie­relevanz« entwickelt und den Akteuren der Integrierten ländlichen Entwicklung als Arbeits­material zur Verfügung gestellt.
  • Wie komplex und facettenreich die Heraus­forderungen aufgrund prognostizierter kleinräumiger demografischer Entwicklungen für eine nachhaltige Kommunal­entwicklung sein können, wurde am Beispiel der Stadt Frauenstein offenkundig. Eine Umsetzungs­begleitung wichtiger Einzel­maß­nahmen ist insbesondere dort möglich gewesen, wo sich demo­grafie­bedingte Problemlagen mit den Eigen­interessen der Bevölkerung deckten. Als unverzichtbar stellte sich jedoch die Erarbeitung eines kommunalen Leitbildes dar, aus dem Ziele und Maßnahmen schlüssig hervorgehen. Im Ergebnis der Projektarbeit liegt ein Handlungs­leitfaden für das Aufgabenfeld einer demo­grafie­bedingten Anpassung kommunaler Entwicklung vor, das als Orientierung für dergleichen Aufgaben dienen kann.
  • Projekt­mana­gement spielt eine zentrale Rolle, um Projekte zu entwickeln und zu realisieren. Es liegt ein exem­plarisches Leistungsbild für das Instrument »Projekt­mana­gement zur demo­grafie­gerechten Kommunal­entwicklung« (für kleine und mittlere Kommunen im ländlichen Raum) vor, das es einem Projektmanager durch Koordination und Prozess­begleitung nach einem erfolgreichen kommunalen Leitbildprozess ermöglichen soll, für die erforderliche Maßnah­me­umsetzung zu sorgen.

Ansprechpartner im LfULG

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)

Referat 23: Ländliche Entwicklung

Besucheradresse:
August-Böckstiegel-Str. 1
01326 Dresden
Postanschrift:
LfULG
Postfach 54 01 37
01311 Dresden

E-Mail: Laendliche.Entwicklung.LfULG@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 23: Ländliche Entwicklung

Dorit Müller

Besucheradresse:
August-Böckstiegel-Str. 1
01326 Dresden

Telefon: 0351 2612-2314

Telefax: 0351 2612-2399

E-Mail: dorit.mueller@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Veranstaltungen / Veröffentlichungen

»STADT LAND im FLUSS, Kooperieren und profitieren«, Fachveranstaltung im Rahmen der euregia 2010 in Leipzig, 27.10.2010

Fachforum Diversifizierung in Börtewitz, 17.05.2010

Fachkolloquium »Landleben - neu, anders, besser« in Börtewitz, 27.05.2009

»Dorf-GERECHT– Lebensqualität neu organisieren. Beispiele aus Sachsen«, Fachvortrag bei DLKG-Tagung in Würzburg, 14.-16.10.2009

Verwandte Themen im LfULG

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